Kent everywhere

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Die Geburtsstunde Kents und die erste „Nacht der langen Messer“

Will man in der Zeitreise einen Blick auf die ersten Jahrhunderte nach Christus auf die Insel werfen, kommt man an den “Quellen” Gildas (born um 500) und Beda Venerabilis (born 672 oder 673) nicht vorbei. Wobei Beda sich sehr auf die Vorarbeiten von Gildas verließ. Und der erzählte bereits von Vortigern und seiner Idee, Söldner für sich kämpfen zu lassen.

Dass es heute eine äußert spannungsgeladene Geschichte um das Brüderpaar Hengist und Horsa gibt, ist allein Beda zu verdanken. Woher der sicher stets um Wahrheit bemühte Beda die Informationen über die Brüder nahm, ist allerdings nicht bekannt. Von Gildas, der möglicherweise noch Enkel und Urenkel von Menschen, die mit Hengist und Horsa gekämpft haben, hätte befragen können, kamen sie jedenfalls nicht. Gildas erwähnte diese Namen noch nicht einmal. Und doch kommt dem Brüderpaar plötzlich eine ganz besonder Bedeutung zu. Denn ihre Geschichte ist die Geschichte der ersten konkreten Landnahme der Jüten, Angeln und Sachen in England. Damals waren sie die Invasoren vom Festland, also mehr oder weniger die Bösen in der Geschichte. 1066 galten die Nachkommen als Angelsachsen als die Guten, die sich erst gegen die Dänen und Wikinger, dann gegen die bösen Invasoren aus der Normandie zu Wehr setzen mussten und dort dann unglücklich unterlagen….

Nun ja, also Hengist und Horsa.  Sind sie Fantasie aus Bedas Hirn entsprungen? Wir wollen glauben, dass es sie gab. Denn irgendjemand musste die Jüten, Angeln und Sachsen ja mal erfolgreich angeführt haben.

Also tauchen wir ein:  Im Jahr 449, möglicherweise auch schon 447 kamen die jütischen Brüder Hengist und Horsa ganz legal ohne Pass und sonstige Papiere auf die Insel. Sie kamen auf Einladung des Warlords Vortigern in das Gebiet der heutigen Grafschaft Kent. Sie sollten gegen Gold und Silber ihm dabei helfen, seine Besitztümer gegen einfallende Stämme aus dem Norden zu verteidigen. Doch Vortigern unterschätzte den listigen Hengist. Der wusste ganz genau, warum er die beschwerliche Reise auf sich genommen hatte. Er wollte mehr als nur eine bezahlte Hilfskraft sein. Er kam tatsächlich, um zu bleiben. Er kam, um Karriere zu machen. Er kam, gründete das Königreich Kent und sorgte für viele weitere Gastarbeiter vom Festland, die anschließend die Geschichte Englands in den sogenannten Dark Ages maßgeblich mitbestimmten: Jüten, Angeln und Sachsen. Einmal in der Pool-Position und im gemachten Nest angekommen, wandte sich Hengist zusammen mit seinem Bruder Horsa gegen Vortigern und baute seine Vormachtstellung in Kent rasch aus. Allerdings bezahlte Horsa diesen Geniestreich bald mit seinem Leben, er soll in einer Schlacht gegen Vortigern gefallen sein.

Einmal mit Vortigern im Clinch, ärgerte sich Hengist wohl sehr darüber, dass sich seine Tochter Rowena mit diesem Warlord eingelassen hatte. Der Jüte verfügte aber offenbar über Ideenreichtum und ersann eine perfide List. Er bot Vortigern in der Gegend des heutigen Salisbury Friedensgespräche an. Während Vortigern mit seinen wichtigsten Mannen unbewaffnet kam, gaben Hengist und seine Gefolgsmänner nur vor, unbewaffnet zu sein. Nach Friedensgesprächen und Süßholzraspeln mit reichlich Wein gab es ein sehr einseitiges Gemetzel, als Hengists Gefolgsleute ihre Messer aus ihren Schuhen zogen.  Vortigern musste hilflos mit anschauen, wie sein Traum von einer friedlichen Zukunft zunichte gemacht wurde. Er blieb unversehrt, aber nur, damit er Hengist offiziell alle Ländereien übereignen konnte, die dieser haben wollte. Diese unfeine Art der Kriegsführung ging als erste „Nacht der langen Messer“ in die englische Geschichte ein.

Andere erzählen die Geschichte etwas anders. Danach soll das Treffen, das mit den langen Messern endete, erst die mögliche Hochzeit von Vortigern und Rowena als Anlass gehabt haben. So oder so, die Jüten, Angeln und Sachsen marschierten im Osten des Landes ein und ganz hinten im Südwesten marschierten die Menschen, die die Römer in Britannien zurückgelassen hatten aus Angst vor den neuen Invasoren von der Insel gen Festland, sprich in die heutige Bretagne. Diese Form der Völkerwanderung sorgte mit dafür, dass die Bretagne zu den keltischen Orten gezählt wird wie Cornwall und Devon auf englischer Seite.

Quellen: Alan Bignell: “Tales of old Kent”, Counryside Books, new Edition 2011

Internet: Wikipedia Hengist und Horsa, sowie Vortigern

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