Kent – Ramsgate

Kent – Ramsgate

Was wäre gewesen, wenn….?

War es eine Laune des Lebens, dass 1837 eine 18-Jährige den englischen Thron als neue Königin bestieg?  Victoria, deren Regierungszeit bis 1901 in einen Epochenname „Victorian Era“ mündete, war alles andere als „geplant“. Ihr Vater Edward war immerhin nur der vierte Sohn von George III und hatte keineswegs eine Heirat im Sinn. Er genoss jahrelang mit seiner Geliebten, einer französischen Baronin, die Vorzüge eines vom Hofe relativ unbeobachteten Lebens. Als 1817 Charlotte, das einzige Kind von König George IV starb, erhielt er die Aufforderung, standesgerecht zu heiraten – für den Fall der Fälle. Und tatsächlich, Edward heiratete direkt 1818 die verwitwete Fürstin Victoire von Leiningen, die im Mai des Folgejahres ein Kind gebar: Alexandrina Victoria.

Als habe es das Schicksal genau so gewollt, lief dann auch alles auf dieses Kind hinaus. Erst starb George IV 1830 ohne Nachkommen, dann sein Bruder William IV genau in dem Jahr, in dem Alexandrina Victoria gerade ihre Volljährigkeit erreicht hatte. Ihren Vater Edward kannte Victoria wohl nur aus Erzählungen, er starb tatsächlich im selben Jahr wie sein Vater, 1820. So hatte Victoria auch keine Geschwister, lediglich zwei Halbschwestern, die aus der ersten Ehe ihrer Mutter stammten.

William, der 1830 selbst überrascht als 64-Jähriger König wurde, schwor durchzuhalten, bis Alexandrina Victoria 18. Geburtstag feiern würde. So wollte er eine Regentschaft ihrer Mutter verhindern, was ihm punktgenau gelang. Seine Nichte feierte im Mai 1837 Volljährigkeit, er starb knapp einen Monat später. Victoria wurde umgehend zur Königin gekrönt.

Dabei stand es auch einmal sehr schlecht um Victoria. Zwei Jahre zuvor, 1835 verbrachte sie einige Zeit mit ihrer Mutter im angesagten Seebad Ramsgate. Die 16-Jährige hatte immer einen gesunden Appetit, aber in Ramsgate wollte ihr plötzlich nichts mehr schmecken. Sie fühlte sich unwohl und am 7. Oktober kollabierte sie schließlich und wurde auf ihr Zimmer gebracht. Ihre Mutter nahm die Entwicklung nicht ernst, glaubte eher an den Versuch eines Teenagers, noch mehr Aufmerksamkeit zu erhaschen als ihm ohnehin schon zufiel. Sie schickte gar ihren Leibarzt zurück nach London, verkündete der Öffentlichkeit in Ramsgate, dass die Thronfolgerin unter einer Erkältung leide. Doch als sich Victorias Zustand stetig verschlechterte, ließ sie in der zweiten Woche einen lokalen Arzt zu ihrer Tochter vor. Dieser stellte typhoides Fieber fest, die junge Frau hatte wohl kontaminiertes Wasser getrunken. Schnell wurde nach dem Leibarzt in London geschickt. Die beiden Ärzte arbeiteten schließlich zusammen und entschieden sich für die Verabreichung von Chinin. Auch nicht gerade ein ungefährliches Mittel. Zu jener Zeit führten nicht selten wohlmeinende Behandlungsmethoden zum Tod der Patienten, egal ob zur Upper Class oder zu den Normalsterblichen gehörend. So wurde die Frau von King Georg IV nachdem sie sich eine Erkältung eingefangen hatte, wohl zu oft zur Ader gelassen und dazu noch mit Quecksilber und  Rizinusöl behandelt. Eine Kombination, die ihrem geschwächten Körper alles andere als half und schließlich zum Tod führte.

 Nun, Victoria war nach überstandener Krankheit ganz schön angefressen und verzieh ihrer Mutter nicht den sorglosen Umgang mit ihrer Gesundheit. Tragischerweise war es ja ausgerechnet die Infektionskrankheit Typhus, die ihr später ihren geliebten Ehemann Prinz Albert nahm.  

An Ramsgate hatte die Königin keineswegs nur schlechte Erinnerungen. Der Ort hatte ihr eigentlich immer gefallen, wurde von ihr mehrfach besucht. 1842 war sie auch einmal mit ihrem Mann dort.

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