Broadstairs

Broadstairs

39 Stufen führen hinauf … oder hinab

Alice ist es zu verdanken, dass Altmeister Alfred Hitchcock 1935 die Filmwelt mit dem glänzenden Spionagethriller „The Thirty-Nine Steps“ bereicherte. Die Story um den Helden Richard Hannay stammt aus der Feder von John Buchan. Und Alice? Nun, Buchan war ihr Vater. Und dieser reiste 1914 mit seiner Frau und besagter Tochter nach Broadstairs, damit sich Alice von einer Operation erholen konnte. Während sie das wohl fleißig tat, wurde Buchan selbst krank und musste eine Weile das Bett hüten. Aus lauter Langeweile fing er an, eine Spionage-Geschichte zu erfinden und schrieb sie glücklicherweise gleich mal nieder. Und so findet sich Broadstairs auf immer und ewig in seinem Werk als Bradgate wieder. In Bradgate gab es viele Villen an der Steilküste und von einigen führten Treppen herunter zum Strand. Darunter war auch „Trafalgar Lodge“, die Villa mit der 39 Stufen, die eine zentrale Rolle in dem Werk spielen. Bei einem Spaziergang von Joss Bay zur Stone Bay lassen sich noch heute die Vorbilder jener Villen aus Bradgate bewundern. Und natürlich führen auch von ihnen Treppen herunter zum Strand. An welche Villa Buchan wohl gedacht haben mag, als er „Trafalgar Lodge“ kreierte?
Und was soll man sagen, 25 Jahre nach Buchans Fiktion rannte tatsächlich ein echter Spion die Treppen hinab zum Strand, um zu fliehen. Dabei soll es sich um einen gewissen Dr. A. T. gehandelt haben, einem Engländer, born in Germany, der es mit den Nazis hielt und kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Kurve Richtung Deutschland kratzte. Seine Familie hatte schon wenige Wochen zuvor das Land verlassen. Für T. sollte es sehr eng werden. Mit einem Ruderboot entkam er gerade noch der lokalen Polizei und wurde an Bord eines deutschen Schiffes genommen. Gegen Ende des Krieges wurde T. offenbar von russischen Soldaten in Rumänien aufgespürt. Bei einer Autoverfolgungsjagd soll T. dann tödlich verunglückt sein. Die Engländer waren an seinem Schicksal offensichtlich sehr interessiert. In einer Quelle ist nachzulesen, dass sie gar die Russen um Erlaubnis baten, den Leichnam selbst untersuchen zu dürfen. Und tatsächlich wurde ihnen der Leichnam überstellt. Anhand der Zähne, die sie mit Aufnahmen verglichen, die ein Zahnarzt aus Broadstairs angefertigt hatte, konnten die Engländer die Identität zweifelsfrei nachweisen und die Akte T. schließen.
Anmerkung: In der vorliegenden Quelle wird der Spion mit vollem Namen genannt, im Internet lässt sich hingegen nichts über diesen Menschen finden. Der Name kommt noch heute mehrfach in England vor. Wir wollen also keine unnötigen Verwicklungen in Gang setzen und geben uns somit mit den Initialen zufrieden.

Quellen: “Writers on the Coast”, edited by Eric Bird and Lilian James, The Windrush Press 1992

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